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Lex Barker
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Lex Barker


Interviews mit Weggefährten

Carlos Rivas - Chingachgook in DER WILDTÖTER (1957) 

Wildtöter

Lex Barker in Lederstrumpf: Der Wildtöter

Die Verfilmung des weltberühmten Romans von James Fenimore Cooper im Jahr 1957 zeigt Lex Barker in einer Paraderolle. Er ist der Trapper, der die Wildnis genau kennt und im Einklang mit den Indianern lebt. Ein idealer Rollentyp für ihn, nur fünf Jahre später in Deutschland wird Lex Barker zum legendären Old Shatterhand avancieren.

 
Szene aus WILDTÖTER

links nach rechts: Forrest Tucker, Lex Barker, Carlos Rivas

Lex Barkers indianischer Freund in Lederstrumpf: Der Wildtöter ist der Mohikaner Chingachgook, dargestellt von Carlos Rivas. Der 1928 in Texas geborene Schauspieler heißt in Wirklichkeit Karl Weber. Vater Deutscher, Mutter Mexikanerin, wächst Carlos im Süden der U.S.A. wie auch in Mexiko auf. Den Künstlernamen, der der Mädchenname seiner Mutter ist, legt er sich mit Beginn der Filmerei zu, die 1945 beginnt. Der stets sehr männlich wirkende Schauspieler schafft nach einer Reihe von Produktionen in Mexiko, u. a. an der Seite von María Felix und Dolores Del Rio, auch in Hollywood den Durchbruch und tritt in über 40 Filmen auf. Seine bekanntesten Rollen hat er in The King And I (Der König und ich, 1956), wo er neben Yul Brynner Lun Tha, den Liebhaber von Rita Moreno, spielt, in der Wildtöter-Verfilmung mit Lex Barker sowie dem Horror-Science-Fiction-Film The Black Scorpion (1957) als mexikanischer Geologe Arturo Ramos. Im Fernsehen ist Rivas in Gastrollen für Bonanza, Tarzan, Zorro und weiteren bekannten Serien zu sehen, außerdem steht er gelegentlich auf der Bühne. Trotz Krankheit bleibt Rivas bis ins hohe Alter tätig. Der sympathische Carlos Rivas setzt sich zeitlebens für die Belange der "Latinos" in der Unterhaltungsindustrie ein. Als Gründungsmitglied von Nosotros, einer Organisation in Los Angeles, die für die Verbesserung des Image und der beruflichen Bedingungen von Filmschaffenden aus Lateinamerika eintritt, wird sein Einsatz mit dem Golden Eagle gewürdigt. Seinen letzten Film dreht Carlos Rivas im Jahr 2000, drei Jahre danach stirbt er an den Folgen seiner Krebserkrankung.

Das nachfolgende Interview mit Reiner Boller fand 2001 in der Wohnung des Schauspielers statt und wird erstmals veröffentlicht.

 

Señor Rivas, warum zählt The Deerslayer  (Der Wildtöter) zu Ihren Lieblingsfilmen?

Nun, ich kam gut mit den beiden Stars des Filmes, Lex Barker und Rita Moreno zurecht. Rita kannte ich bereits von The King And I. Wir hatten alle Spaß, diesen Film an diesen schönen Schauplätzen zu drehen. Es gab mehr Spaß als Arbeit. Das ist der Grund, warum ich gerne an den Film zurückdenke.

Wie haben Sie Lex Barker in Erinnerung?

Er war ein guter Kerl und mit ganzem Einsatz bei der Arbeit dabei.

Sind Sie gerne Schauspieler?

Ja, ich liebe es. Ich schauspielere immer noch.

Wie kamen Sie zu dem Beruf?

Ich saß eines Tages beim Mittagessen in einer Bar in Mexiko. Ein Kerl kam herein, setzte sich an die Bar und trank etwas. Nach einer Weile fragte er: "Ist hier irgend jemand, der Englisch spricht?" "Ja, ich spreche das." "Wunderbar." Er meinte zu mir: "Du siehst aus wie ein Schauspieler." Ich war aber keiner, sondern lebte nur in Mexiko. Trotzdem antwortete ich ihm: "Ich bin schon immer ein Schauspieler gewesen. Warum fragst du?" Es stellte sich heraus, dass er in drei Wochen einen Film machen wollte und noch einen bestimmten Charakter dafür suchte. "Bist du interessiert?" "Ja, bin ich." Er gab mir seine Karte. Ich vergaß das dann aber alles wieder. Einige Tage bevor die Dreharbeiten begannen, stieß ich wieder auf seine Karte, die mir aus der Jacke fiel. "Oh, das ist der Kerl, der diesen Film machen wollte." Ich wählte die Nummer. Das war genau zur richtigen Zeit, denn weil ich mich bislang nicht gemeldet hatte, wollte man schon nach jemand anderem Ausschau halten. Wie auch immer, so begann meine Karriere im Filmgeschäft.

Sie begannen mit einigen Filmen in Mexiko, aber auch in Argentinien...

Ich filmte nur in Mexiko! Das waren argentinische Filmproduktionen, die in Mexiko gedreht wurden. Western, die wegen der Szenerie in Mittelamerika entstanden.

Wie waren die Arbeitsverhältnisse in Mexiko?

Ich filmte sehr gerne in Mexiko. Es gibt viele, die sich über Dreharbeiten in dem Land beschweren. In Mexiko ist das Arbeitspensum sehr gering. Es heißt fast immer: "Wir beginnen in einer halben Stunde." Letztlich beginnt man aber erst vier Stunden später. (lacht) Solche Sachen gibt es da immer wieder. Man muss aber die dortige Mentalität berücksichtigen. Die US-Amerikaner hören aber, dass es in einer halben Stunde losgehen soll, aufgeregt treffen sie die Vorbereitungen - und nichts passiert. Das sind sie nicht gewöhnt. Mich belästigt das nicht, aber viele Leute ärgert das.

Langsam näherten Sie sich dem US-amerikanischen Film mit einigen Co-Produktionen, beispielsweise Fury In Paradise (1955).

Meine Rolle darin war sehr klein, aber sehr wichtig. Irgend jemand im Studio fragte damals, wer Englisch sprechen könnte. Ich meldete mich, sprach vor und man war begeistert. "Du sprichst perfekt Englisch." Das war sehr rücksichtsvoll, aber das ließ ich ihn natürlich nicht wissen. (lacht) So bekam ich diese Rolle...

1956 schafften Sie den Durchbruch mit The King And I (Der König und ich)...

Mein Lieblingsfilm. Ich habe wunderbare Erinnerungen an die Produktion. Ich sang, ich tanzte. Rita Moreno war meine Partnerin. Wir beide standen unter Vertrag bei 20th Century-Fox. Aber sie gaben uns kaum Filme. Ich spielte zweimal bei der Fox mit Rita zusammen, bei The King And I und eben bei The Deerslayer. Yul Brynner, der den König in The King And I spielte, war großartig. Ich werde nie vergessen, wie wir uns kennen lernten. Das war auf einer Rolltreppe. Wir beide standen am Fuß der Rolltreppe und unterhielten uns. Dann fuhren wir hinauf. Er voran, ich hinterher. Trotzdem war er nicht größer als ich. Yul war kein großgewachsener Mann, zwei Köpfe kleiner als ich. Schmächtig, ohne allzu viel Kraft. Ich überblickte ihn selbst auf der Rolltreppe. Yul stand erst am Anfang seiner Karriere. Deborah Kerr spielte die weibliche Hauptrolle. Auch sie war wunderbar und freundlich. Ich arbeitete gerne mit ihr. Eines Tages gab sie mir ihre Adresse für den Fall, dass ich etwas mit ihr proben wollte. Dann sollte ich sie anrufen und sie würde für Proben zur Verfügung stehen. Das war sehr freundlich. Unser Regisseur Walter Lang verstand es, Musicals zu inszenieren. Er drehte einige.

Ein erster beachtlicher Westernauftritt war in Comanche (Um jeden Preis, 1956)...

Es wurde in Mexiko gefilmt. Ein guter Western. Ich liebe Western. Und ich mochte die Arbeit von George Sherman, dem Regisseur. Ich hatte schon mit ihm gearbeitet. Ich mochte ihn, er mich. Wenn man sich mit dem Regisseur versteht, ist das immer auch für den Film gut.

In The Beast Of Hollow Mountain (Der Fluch vom Monte Bravo, 1956) sieht man Sie an der Seite von Guy Madison, einem Schauspieler, der es später auch in die deutschen Karl-May-Filme mit Lex Barker schaffte...

Ich liebe auch diesen Film. Natürlich filmten wir ohne diese Monster, die erst nachträglich in den Film kopiert wurden. Das war aber kein Problem für uns Schauspieler. Unvergesslich bleibt mir, wie der Regisseur sagte: "Okay, auf die Monster." Das sagte er einige Male. Eines Tages antwortete ihm ein Schauspieler: "Mr. Monster." Das brachte den Regisseur aus der Fassung. "Warum nennst du mich so?" "Weil du laufend ‘Monster’ rufst." Guy Madison war toll. Ich arbeitete gerne mit ihm zusammen. Er gehörte zu der Sorte Schauspieler, die nach einer Szene zu einem kam und fragte: "Fandest du es gut? Können wir es so lassen? Lass mich wissen, ob wir es so lassen können." Eine wunderbare Zusammenarbeit. Ich mochte ihn gerne. An was ich mich sonst noch erinnere? Unsere Kollegin Patricia Medina kam aus England und war sehr hübsch.

Mit dem berühmten Errol Flynn sind Sie in The Big Boodle/A Night In Havana (Jagd durch Havanna, 1957) zu sehen...

Das war toll. Es wurde tatsächlich auf Kuba gedreht. Flynn war ein großartiger Schauspieler. Obwohl er den ganzen Tag betrunken war. Erstaunlicherweise stand er kerzengerade, wenn "Kamera ab" gerufen wurde, und man merkte nicht mehr, dass er betrunken war. Er konnte dann die Szene spielen. Unser Film war aber eine seiner letzten Arbeiten... Einmal wurde ich gefragt, ob ich einen Führerschein habe. "Ja," erwiderte ich. "Gut, wir haben nicht mehr soviel Zeit. Du läufst jetzt auf diesen Platz zu, springst in den Wagen und fährst fort." Sie hatten eigentlich einen Fahrer am Set, davon wusste ich aber nichts. Ich sprang also in den Wagen, krachte mit dem Fahrer zusammen und traf ihn am Kopf. Für eine Weile war er k.o. Ich wusste im ersten Moment nicht, was ich tun sollte, fuhr dann aber mit hoher Geschwindigkeit los. Das stand zwar alles nicht so im Drehbuch, aber Regisseur Richard Wilson kam auf mich zu und meinte: "Das war wunderbar und sah sehr natürlich aus. Wir lassen das so im Film."

Eines Ihrer filmischen Higlights war The Black Scorpion (1957)...

Auch dieser Film entstand in Mexiko. Viele meiner Filme wurden da gedreht.

Aber Sie sind kein Mexikaner.

Ich bin US-Amerikaner, in Texas geboren. Ich spreche aber sowohl Englisch als auch Spanisch gleichermaßen gut. Wenn ich in Mexiko bin, sage ich: "Ich bin Mexikaner." Bin ich hier in den U.S.A. sage ich: "Ich bin Amerikaner."

Mit John Wayne drehten Sie zunächst The Undefeated (Die Unbesiegten, 1969)...

John Wayne war ein fantastischer Kerl. Wir beide waren keine kleinen Kerle. Er sagte zu mir eines Tages: "Ich liebe es, mit großen Schauspielern zu arbeiten. Immer wenn ich mit kleinwüchsigen Kollegen arbeite, muss ich mich bücken und das passt gar nicht so zu mir. Ich muss mich laufend bücken, um mit ihnen zu sprechen. Mit einem Kerl wie dir kann ich von Gesicht zu Gesicht sprechen." In einer Szene ging es bergauf. Er saß auf dem Pferd, während ich zu Fuß unterwegs war. Wir gingen auf einen bestimmten Punkt zu und er trank die ganze Zeit über aus einer Flasche. Ich wollte ihm dann die Flasche abnehmen und auch davon trinken, er meinte aber abwehrend: "Du kannst nicht davon trinken." Dabei verlor er die Kontrolle und fiel vom Pferd. Er schaute sich um, erblickte mich und fragte: "Was machst du hier?" "Wir sind schon den ganzen Tag hier." "Ich bin gerade angekommen. Gib mir einen Drink." Alles war wieder in Ordnung.

... dann Sie spielten mit Wayne auch in dem legendären True Grit (Der Marshall, 1969)

Ein toller Western. Ich mag diesen Film sehr. Alles war gut bei dieser Produktion. Ein Riesenfilm!

Ihr Regisseur bei Topaz (Topaz, 1969) war kein Geringerer als Alfred Hitchcock...

Der beste Regisseur, mit dem ich jemals arbeitete. Jeder Regisseur hat seine eigene Persönlichkeit. Einige von ihnen haben die Fähigkeit, zu wissen, wie man mit Schauspielern umgeht. Schauspieler sind sehr schwierige Menschen. Sie sind sorgsam zu behandeln, müssen zufrieden gestellt werden, auf eine bestimmte Weise. Nicht alle Regisseure können das. Diejenigen, die das können, bekommen die beste Leistung jedes Schauspielers. Schafft es ein Regisseur nicht, richtig mit Schauspielern umzugehen, geht die ganze Sache schief. Als Regisseur musst du einem Schauspieler entgegenkommen, ihn immer unterstützen. Schauspieler sind egoistisch. Je besser sie geführt werden, desto mehr bekommt man aus ihnen heraus. Alfred Hitchcock sprach sehr viel mit den Schauspielern. In Topaz spielte auch die Deutsche Karin Dor mit. Die schönste Frau, die ich je sah. Aber ich habe sie leider in keinem anderen Film mehr gesehen. Seid damals habe ich nichts mehr von ihr gehört und wüsste gerne, was aus ihr geworden ist.

Sie spielt heute Theater und Fernsehen in Deutschland... Wo wurde Topaz gedreht?

Soweit ich mich entsinne, hier in und um Los Angeles.

Was machen Sie heute?

Mein letzter Film war The Colonel's Last Flight, ein Film, der in der heutigen Zeit spielt. Seither habe ich nicht mehr gefilmt. Es gibt keine guten Filmangebote mehr. Nur noch schlechte Drehbücher. Und die möchte ich nicht machen. Ich habe jedoch den Vorteil, dass ich auch in Mexiko filmen kann. Kriege ich hier in den Staaten keinen guten Film, kann ich immer noch Hauptrollen in Mexiko spielen. Es ist ein kleineres Land, aber mein Name ist da bekannt. Ich habe auch schon in Telenovelas mitgespielt. Kleine Rollen, weil das ein anderes Fach ist. Aber ich habe viele Filme in Mexiko gemacht. - Wenn ich zurückblicke, stelle ich fest, dass ich viele US-amerikanische Filme auch in Mexiko drehte.

Danke für das Gespräch.

Reiner Boller (2001)



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Stand:  16.01.2008