English
Druckversion
Lex Barker
signature

zurück zur Normalansicht

Lex Barker


Interviews mit Weggefährten

Liana Orfei — ihre Filme mit Lex Barker:


Liana Orfei und Lex Barker

Mit Lex Barker in Die Rache des roten Ritters

Aus einer Zirkusfamilie entstammt Liana Orfei. Zwischen 1959 und 1970 war sie in einer Reihe italienischer Filmproduktionen zu sehen. Dreimal agierte Liana als Hauptdarstellerin neben Lex Barker (einen kleinen Minipart hatte sie außerdem in Das süße Leben inne). Die gut aussehende, temperamentvolle Italienerin kam mit ihrem Spiel beim Publikum immer natürlich und sympathisch herüber.

Die Tochter des Zirkusbesitzers (und bekannten Clowns) Paride "Pippo" Orfei stand selbst schon von frühester Kindheit an im Rund der Arena. Mit 17 Jahren heiratet sie den Jongleur Angelo Piccinelli. Ab 1959, der Blütezeit der italienischen Filmstudios wie Cinecittà, findet auch sie ihren Platz in den massenhaft hergestellten Produktionen ihres Landes. Ohne allerdings ihr Zirkusengagement aufzugeben. 1962 gründet sie mit ihren Brüdern Nando und Rinaldo einen eigenen Zirkus, den Circo a 3 piste Orfei.

Im Kino sieht man die Orfei hauptsächlich in den beliebten Sandalen- und Abenteuerfilmen an der Seite starker Männer. Ihr Einstand ist ein Kostümepos neben Rik Battaglia und Livio Lorenzon, Der Gefangene der Sarazenen (I Reali di Francia, 1959). Liana wird in den nächsten Jahren mit fast jedem der ausländischen Stars aus Amerika drehen. Ab Mitte der Sechziger Jahre, als die Zeit der Sandalenfilme längst vorüber ist, sieht man Liana Orfei in diversen Genrefilmen. Zu den heute bekanntesten zählen Casanova '70 mit Marcello Mastroianni, der Italo-Western Django tötet leise (Bill il taciturno), Il Profeta mit Vittorio Gassman und Ann-Margret sowie Fellinis Die Clowns/I Clowns, wo Liana sich selbst spielt.

Die neuen Kinostoffe sind nicht mehr nach dem Geschmack von Liana Orfei. Sie beendet ihre Kinokarriere, agiert aber weiterhin fürs Fernsehen und auf der Theaterbühne (auch unter Regie des legendären Theaterautors Eduardo De Filippo). Natürlich bleibt sie dem Zirkus treu. Zu einer Sensation avanciert Il Circo delle Mille e una Notte (The Circus of the 1001 Arabian Nights, 1973-75), eine spektakuläre Zirkusrevue mit 500 von Danilo Donati, dem Kostümdesigner von Federico Fellini, entworfenen Kostümen. Später tourt Liana Orfei als Sängerin in einer Ein-Frau-Show und nimmt auch einige Songs auf. Ab den Achtzigern konzentriert sie ihre Arbeit wieder auf ganz auf den Zirkus. Für große Aufmerksamkeit sorgen ihre Auftritte mit dem Nordkoreanischen Staatszirkus und das von ihr mit gegründete Golden Circus Festival, das jeden Winter in Rom abgehalten wird.


Das nachfolgende Interview wurde 2002 in Rom geführt und wird erstmals veröffentlicht.


Liana, welche Erinnerungen verbindest du mit Lex Barker?

Er war sehr freundlich. Ein wirklich lebendiger Mensch! Er war ein großer Star, ich war sehr jung und besaß keine Erfahrung beim Film. Er gab mir eine Menge guter Ratschläge — machte wirklich gute Vorschläge, zum Beispiel wie ich mein Haar stylen konnte.

Lex Barker mit Livio Lorenzon

Lex im Duell mit Livio Lorenzon in Küste der Piraten

Sie haben Kostümfilme zusammen gemacht...

Ja, alle Filme, die ich mit ihm machte, waren Kostüm-Produktionen. Diese Zeit war der Höhepunkt der Kostümfilme — mit vielen Piratenschiffen. Aber wir filmten nicht auf dem Meer, wir drehten auf dem Gardasee. Es passierten so viele Dinge, einige waren nett und andere nicht so schön. Während einer Kampfszene in Küste der Piraten  (1960) wurde ich umgestoßen. Es gab einen Unfall auf dem Schiff und ich fiel ins Wasser... und im Wasser explodierte gerade eine Bombe... und ich war mitten darin. Meine Mutter beobachtete alles vom Ufer und schrie auf.

Livio Lorenzon war Star vieler dieser Kostümfilme...

Ja. Er war ein sehr guter Schauspieler, ein Theaterschauspieler. Livio Lorenzon war so hervorragend in all diesen Arten von Kostümfilmen, denn er war dafür so gut. Heute ist es in Mode, kein Haar zu tragen, aber damals waren nur Livio Lorenzon und Yul Brynner glatzköpfig.

Liana Orfei

Schiffszene mit Liana Orfei als Anna del Peru in Küste der Piraten 

Haben Sie Lex auch nach den Dreharbeiten getroffen?

Ich habe nicht wie eine Schauspielerin gelebt. Ich habe immer als Mutter einer Familie gelebt. Das Kino war meine Arbeit. Ich begann am Morgen. Wenn ich mit der Filmerei fertig war, ging ich nach Hause. Keine Partys. Ich habe niemals diese Art Leben gemocht. Und so war es sehr schwierig, Schauspieler oder Schauspielerinnen zu treffen.

Hat Lex jemals Ihren Zirkus besucht?

Nein, denn als ich mit Lex drehte, war mein Zirkus in Mailand. Als mein Zirkus in Rom war, filmte ich nicht mit Lex. Ich habe Lex nur am Set getroffen. Wissen Sie, wir wollten zusammen ein Schloss kaufen. Ein kleines in der Nähe von Rom. Lex meinte: "Warum kaufen wir es nicht zusammen?" Ich war wirklich interessiert, denn es war ein nettes Schloss — schon fertig, um darin zu leben. Doch das bedeutete eine ganz andere Art von Leben für mich; wir lebten unsere Leben in der Zirkuswelt, die völlig verschieden ist. Aber es war sehr schön, einen Moment zu denken, ein Schloss gemeinsam mit Lex Barker zu erwerben. Als kleines Mädchen war ich verliebt in Lex. Mit ihm zu arbeiten war wie wenn ein Traum wahr wird.

Liana beim Tanzen

Temperamentvoller Tanz von Liana Orfei in Küste der Piraten

Mit welchen anderen internationalen Schauspielern haben Sie vor der Kamera gestanden?

Oh, mit sehr vielen. Steve Reeves (in Äneas, 1962), Gordon Mitchell (in Der Untergang von Metropolis, 1961), Guy Williams (in Der Held von Attika, 1962), Ricardo Montalban und Vincent Price (in Der schwarze Seeteufel, 1961), Fernando Lamas (in Einer gegen Sieben, 1962), Edmund Purdom (in Nofretete – Königing vom Nil, 1961), oder Victor Mature und Orson Welles (in meinem Favoriten Die Tataren, 1962).

Mit Pierre Brice spielten Sie in Die Mühle der versteinerten Frauen (1960). Wie erinnern Sie sich an Pierre?

Er war familär am Set. Wir hatten eine gute Beziehung. Ein interessanter Horrorfilm, gedreht im früheren Jugoslawien.

Liana

Schiffszene mit Liana Orfei in Küste der Piraten 

Dolce Vita — war das eine gute Zeit für Sie?

Oh, fantastisch. Nicht nur gut — es war fantastisch. Das Leben bot einem so viel, denn ich war ja auch jung. (Lacht) Aber nicht nur aus diesem Grund. Ich glaube, es war eine andere Art von Leben. Alles war so wichtig. Auch die kleinen Sachen waren wichtig. In dieser Zeit benahmen sich Menschen untereinaner ganz anders als heute. Heutzutage alles ist schnell, schneller — immer in Eile. (Seufzt) Ich bevorzuge absolut die frühere Art zu leben. Für mich war alles besser. Auch, weil meine Familie zusammen war. Aber ich möchte nicht darüber nachdenken. Heute ist wunderbar. Heute ist ein Tag, den ich vierundzwanzig Stunden lebe. Und ich möchte in jeder Stunde etwas Schönes entdecken. Ich bin mir jeder Stunde bewusst.

Nun, wie lautet Ihre Philosophie des Lebens?

Meine Philosophie ist alles zurückzulassen, was ich in der Vergangenheit machte. Ich lebe nicht in meiner Vergangenheit. Ich lebe in meiner Gegenwart. Nicht in meiner Zukunft. Ich lebe in der Gegenwart. (Lacht) Ich glaube, dass ist der beste Weg dieses verrückte Leben zu nehmen. Wir können das Gestern, letztes Jahr oder die Zeit vor zwanzig Jahren nicht zurückbringen. Heute ist für heute.

Liana und Victor Mature

Mit Victor Mature in I Tatari (Die Tataren, 1961)

Wie wurden Sie eigentlich Schauspielerin?

Das war dank Federico Fellini. Ich arbeitete in meinem Zirkus mit meinem Bruder. Fellini besuchte unsere Show. Ich war sehr jung — achtzehn Jahre — verheiratet, und meine Tochter Cristina war geboren. Er schlug vor, einen Film zu machen. Ich sagte: "Nein, nein. Ich möchte das nicht. Das ist zu gefährlich. Ich habe den Zirkus." "Du musst es versuchen," sagte er. (Lacht) Ich machte nicht Il Bidone (1955) mit Fellini, denn mein Gesicht war zu jung. Aber viele Journalisten meinten: "Du bist alt genug."

Dann fragte mich Mario Mattoli, ein sehr wichtiger Regisseur: "Willst du nicht einen Film mit mir machen? Ich bin nicht Fellini, aber ich bin besser als er." (Lacht) "Warum nicht?" Ich war jung und so begann es. Mein erster Film war Guardatele Ma Non Toccatele (1959) mit Johnny Dorelli, Bruce Cabot und vielen italienischen Schauspielern. Später folgten viele Filme und Fernsehsendungen, und immer der Zirkus. Den Zirkus habe ich nie verlassen.

Wie alt waren Sie beim Start ihrer Künste im Zirkus?

Ich war zweieinhalb Jahre alt. Ich trat zusammen mit meinem Vater auf, war eine Trapez-Artistin, Akrobatin, Tänzerin, Jongleur, Löwen- und Pferdetrainerin, und vieles weitere.

Warum haben Sie Ende der Sechziger Jahre mit der Filmerei aufgehört?

Es kamen die Nacktfilme. Nacktes Filmen. Das war sehr schwierig für mich, denn meine Familie schrie: "Wir haben den Papst." In dieser Zeit mussten wir sehr korrekt arbeiten. Deshalb änderte ich mich vollständig. Ich machte meine Theater-, Fernseh- und Zirkusverpflichtungen, aber ich war fertig mit den Filmen. Alle diese neuen Filme enthielten große Liebesszenen im Bett. Immer nackt. Ich gab auf! Vollständig auf.

Vielen Dank für das Gespräch.

Reiner Boller (2002)

Anmerkung: In der Lex-Barker-Biografie (Neuauflage von Schwarzkopf & Schwarzkopf geplant für Dezember 2010) gibt es weitere Statements von Liana Orfei zu Lex Barker.



Einführung Biografie Filmografie Lebensstationen On Location Interviews Fotoalbum TV-Hinweise Links Impressum

https://www.lex-barker.de

zurück zur Normalansicht

Stand:  14.11.2010