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Lex Barker
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Lex Barker


Interviews mit Weggefährten

Walter Barnes

Walter Barnes — seine Filme mit Lex Barker:


Lex und Walter Barnes

Lex und Walter Barnes in Robin Hood und die Piraten

"Sechs Filme machte ich mit Lex Barker", erinnerte sich Walter Barnes und vertraut seinen Interviewpartnern dann an, wie sehr er den Mann mochte. Es sei schmerzvoll gewesen, wie der Ruf seines Freundes durch Lanas Tochter nach seinem Tod zerstört worden ist, nachdem Lex sich nicht mehr verteidigen konnte. "Aber das löscht nicht aus, wie gut Lex in der Rolle des Action-Stars war, wenn auch Filme wie Robin Hood und die Piraten nicht das Mittel sind, um Ungläubige davon zu überzeugen."

Walter Lee Barnes erblickt am 26. Juni 1918 in Parkersburg, West Virginia, das Licht der Welt. Schon in jungen Jahren fällt er durch seine stattliche Statur auf, und als er im Kindesalter ein Ferkel stiehlt, hat er prompt seinen Spitznamen weg. Von nun an nennen ihn seine Freunde nur noch 'Piggy'. Auf die sportlichen Fähigkeiten des jungen, bulligen Barnes bezieht sich diese Stichelei jedoch nicht, ganz im Gegenteil. Im Laufe seines Studiums erkennt auch Barnes, wie viele andere vor und nach ihm, dass man mit sportlichen Kraftakten auf amerikanischen Universitäten ebenfalls seinen Weg gehen kann.

Dieser führt fortan steil nach oben. Im American Football ist Walter Barnes bald schon eine anerkannte Größe in ganz Amerika, mit seinem Team der Louisana State University sorgt er für Furore im Business. Nach einer erfolgreichen aktiven Sportlerkarriere wird er in den Jahren 1950/51 Profi-Linienrichter beim Philadelphia Eagles Football-Team. Dank seiner Popularität wird Walter Barnes dabei auch gelegentlich in die regionale TV-Sportsendung The Eagle's Nest eingeladen, die erste Begegnung mit einem neuen Metier. Erst einmal wird Barnes aber Coach einiger erfolgreicher Uni-Footballteams. Man sieht ihn in dieser Funktion an der Columbia Universität, der Arizona State Universität. Der Höhepunkt seiner Traineraktivitäten ist dann der Trainerposten in der kanadischen Football-Liga, wo er das Team aus Winnipeg betreut. Jedem, der sich mit dem American Football beschäftigt, und das sind in übersee nicht wenige, ist der Name "Walter Barnes" ein Begriff.

Und so ist es keine überraschung, als schließlich die Filmindustrie das Starpotential von Barnes entdeckt. Bei Barnes ist es die ihm vertraute TV-Station WCAU in Philadelphia (Pennsylvania), die ihm erste Gelegenheit in dem neuen Show-Metier gibt. Für eine Live-Western-Show wird ein geeigneter Akteur gesucht, der auch einmal einen Stunt ohne große Voßbereitung durchstehen kann. Und ein Football-Akteur ist schließlich kein Kind von Traurigkeit. Die Show trägt dann auch verständlicherweise den viel versprechenden Titel Action in the Afternoon; genau gesehen eine Art Westernspiele, wo anstatt eines Publikums vor Ort ein komplettes TV-Publikum unterhalten wird. Insgesamt in 130 Folgen wird Barnes seine Knochen hinhalten müssen. Die Serie ist wahrlich kein Höhepunkt amerikanischer Fernsehkultur, aber für Walter Barnes eine Schule, die für die spätere Karriere sicherlich von großem Vorteil gewesen ist.

Die dadurch erhaltene zusätzliche Bekanntheit verschafft ihm dann eine erste eigene TV-Serie namens The Adventurer, wo Barnes die Rolle des Captain Nemo verkörpert. Die Serie läuft eine ganze Saison (1954/55), bringt es auf stolze 250 Shows. "In sämtlichen meiner Aufnahmen wurden Tieraufnahmen von Großwildjagden in Afrika oder vom Tiefseefischen eingebaut. Meine Freunde baten mich, sie mitzunehmen, aber ich kam nie weiter als bis zur Bar am Ende der Straße."

Ein Jahr später darf Walter Barnes dank seiner guten Beziehungen zu Warner Bros. Produzent Art Silver sein TV-Debüt in Hollywood in der Serie Cheyenne (Episode 'The Trap) geben. Weitere Rollen in den TV-Westernklassikern Rauchende Colts, Maverick oder Death Valley Days folgen. Aber die Rolle eines Fernsehhelden ist Walter Barnes nicht genug. Er will auch auf der Leinwand von sich reden machen. Aber das ist leichter gesagt als getan. Zwar hat er einen ganz berühmten Fürsprecher, einen der ganz großen Football-Fans der U.S.A., der nebenbei noch der Cowboy der Nation ist. Aber auch dank der Fürsprache von John Wayne gelingt es Barnes nicht, in einer größeren Rolle auf der Leinwand zu erscheinen. Barnes ergattert zwar einen kurzen, recht interessanten Auftritt als Saloonwirt in dem Klassiker Rio Bravo, ansonsten aber nur noch Nebenrollen in einigen B-Western. Höchstens die deutsche Titelvergabe sorgt dabei noch für Aufsehen: Nachdem der Barnes-Film Revolte in the Big House (1958) den deutschen Verleihtitel Mit dem Messer im Rücken erhalten hatte, ließ man sich für Westbound (1959) den Titel Messer an der Kehle einfallen.

Sein Filmdebüt hatte Barnes bereits 1958 als Sergeant Jed Erschick in dem bedeutungslosen Kavalleriewestern Oregon Passage abgeliefert. Eine Leinwandkarriere in Hollywood lässt sich damit allerdings nicht machen. Wie unzählige anderer seiner Kollegen bleibt nur die Flucht nach Europa, um an größere, attraktive Kinorollen zu kommen. Zudem hat Walter den italienischen Film La Strada eines gewissen Federico Fellini gesehen und würde gerne mit diesem Regisseur drehen.

Walter Barnes, Kirk Douglas und Jerome Courtland

Walter Barnes mit Kirk Douglas und Jerome Courtland in Rom.
Promotion für Tales of the Vikings, u.a. mit Gaststar Lex Barker

Ein Filmangebot führt ihn tatsächlich nach Europa. Kirk Douglas gewinnt seinen mittlerweile nicht mehr so sportlichen Landsmann für eine Hauptrolle in der Kostümserie Tales of the Vikings, in der er passend den Wikinger Finn verkörpert. "Ich lernte meine deutsche Frau Britta kennen, sie war in der Serie." Die Ehe hält aber nur einige Jahre.

Im sonnigen Rom trifft Barnes viele bekannte amerikanische Gesichter wieder, mit denen er langfristig gut befreundet sein wird. "In den 60ern in Italien zu leben war wie im Paradies. Wir haben eine Menge Partys veranstaltet. Guy Madison, Gordon Scott, Lang Jeffries, Brett Halsey und Wayde Preston waren da. Wir haben gearbeitet, und ich habe mehrere Filme mit Barker gemacht."

Noch einmal mit Lex Barker

Noch einmal mit Lex Barker in Robin Hood und die Piraten

Nach der Fernsehserie gelingt es dem Amerikaner dann doch noch, seinen Weg in der Filmgeschichte zu finden. Zwar in keinem Fellini-Film, ein Angebot des Italieners schlägt er aus Unkenntnis aus, sondern in der Piratenfilmwelle des italienischen Films macht Walter Barnes eine ausgezeichnete Figur. Er steht vor keinerlei Problemen bei der Verkörperung von alten Seebären. Auch wenn sich die Filminhalte oftmals ähneln, die Auftritte des körperlichen Schwergewichtes Walter Barnes bleiben dem Publikum in Erinnerung. Filme wie Unter zehn Flaggen (1960), Piratenkapitän Mary (1961) und Rächer der Meere (1962) entstehen.

Die Bekanntschaft mit Lex Barker bringt ihm weitere Paraderollen und den Einstand in die Winnetou-Reihe. Neben den oben erwähnten Filmen ist er auch noch in Unter Geiern (1964) und Der ölprinz (1965) an der Seite von Old Surehand Stewart Granger zu sehen. Noch Jahre später ist Walter Barnes stolz auf seine Karl-May-Filme: "May war der deutsche Autor, der Winnetou, Old Shatterhand und Old Surehand schuf — während er im Gefängnis saß. Jedes Kind in Schweden, Holland und Deutschland liebte Karl May. Wir drehten diese Filme in Jugoslawien und Berlin, und ich arbeitete mit Lex Barker als Shatterhand und Stewart Granger als Old Surehand und natürlich Pierre Brice, der in allen Filmen die Hauptrolle als Winnetou hatte." Gerade mit dem Franzosen verbindet Walter Barnes während der Dreharbeiten eine echte Freundschaft wie mit keinem anderen Schauspieler.

Im Zuge der Karl-May-Western springt Barnes dann mühelos auf die europäische Westernwelle: Duell vor Sonnenuntergang (1965), Nevada Clint (1966), Der Gehetzte der Sierra Madre (1966), Ein Halleluja für Django (1967) oder Django — ein Sarg voll Blut (1957) heißen die oftmals fragwürdigen Werke. "Ich spielte die Väter von Mario Girotti und Peter van Eyck. Ich war in meiner Karriere oft als Vaterfigur besetzt. Ich besaß dieses Aussehen."

An der Seite von Marie Versini sieht man Walter Barnes in dem Spionagefilm Liebesnächte in der Taiga (1967). Marie Versini dazu: "Wir hatten in diesem Film viele schöne gemeinsame Szenen, weil mir Walter half, mit Thomas Hunter durch die Taiga zu fliehen, und uns beschützt hat. Walter und ich sind sehr gute Freunde geworden."

Mit Götz George, seinem Filmsohn aus Unter Geiern, sieht man Barnes noch in Inspektor Bloomfields größter Fall (1968). Schließlich hatte auch der europäische Film keine Rollen mehr für ihn parat. Ihm gelingt allerdings nahtlos die Rückkehr in die Staaten. 1969 reitet er dann schon wieder in Bonanza (Episode 'Anatomy of a Lynching'). "Ich war ein neues Gesicht — die Leute hatten mich noch nicht gesehen", kommentiert er sein Comeback in Amerika. Anders als Lex Barker hat er mit keinem vorgegebenen Image zu kämpfen. Von nun an ist Walter Barnes regelmäßig bis Mitte der achtziger Jahre in den bekanntesten Fernsehserien Amerikas zu sehen. Neben weiteren Bonanza-Episoden spielt er Gastrollen in Kobra, übernehmen Sie!, Kung Fu und Kojak, selbst in dem mittlerweile zum Klassiker avancierten Fackeln im Sturm hat er einen Gastauftritt.

Damit aber nicht genug: Nach Aufwärmung alter Kontakte wirkt Walter Barnes auch noch in einer Reihe bemerkenswerter Kinofilme mit. An der Seite seines alten Freundes John Wayne agiert Barnes in dem Western Geier kennen kein Erbarmen (1973, als 'Sheriff Grady'). Zusammen mit Clint Eastwood, den Barnes noch gut aus dessen italienischer Zeit kennt, "Ich liebe Clint Eastwood — mit ihm kann man so gut arbeiten", sieht man ihn in High Plains Drifter (1973, als 'Sheriff Sam Shaw'), in Der Mann aus San Fernando (1978, als 'Tank Murdock'), wo er sogar die Kampfszene mit Clint als Sieger beendet, sowie in Bronco Billy (1980, wieder mal als Hüter des Gesetzes 'Sheriff Dix'). Seinen Leinwandabschied gibt Barnes 1984 als Doktor in Daddy's deadly Darling. Barnes letzten Fernsehauftritt, nachdem er 1981 nochmals eine Hauptrolle in der Westernserie Walking Tall (acht Folgen) innehat, kann der aufmerksame Zuschauer am 25. März 1986 in der Krimireihe Stingray (Episode 'Ether') verfolgen. In den folgenden Jahren führt Walter Barnes ein ruhiges Privatleben. Ab und an sieht man ihn noch einmal als prominenten Gast auf Football-Parties oder Western-Film-Festivals. Am 6. Januar 1998 stirbt Walter Barnes.

Reiner Boller (2000, 2007)

Quellennachweis:

"Westerns All' Italiana!", Nr. 36, Winter 1992/93: Walter Barnes Interview (von Tom Betts und Bill Connolly)

"Karl May & Co.", Nr. 79, März 2000: Walter Barnes — "...ich war ein neues Gesicht, die Leute hatten mich noch nicht gesehen." (von Reiner Boller)



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Stand:  12.06.2007