Bemerkungen zu den Karl-May-Filmen in den U.S.A.
Presseschau: The Treasure Of Silver Lake
Presseschau: Last Of The Renegades
Presseschau: The Desperado Trail
Presseschau: Apaches Last Battle
Presseschau: The Shoot / Yellow Devil
Bemerkungen zu den Karl-May-Filmen in den U.S.A.:
Zum Abschluss der Karl-May-Filmreihe reiten Winnetou und Old Shatterhand tatsächlich im Mutterland des Westerns. In "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" (1968) sieht man Mays Helden am Grand Canyon entlang reiten. Damit sind die Fantasiegestalten des sächsischen Fabulierers wirklich im "Wilden Westen" angekommen. Auch wenn für die kurzen Aufnahmen nur Doubles für die Helden verwendet werden und auf den Pferden keine Lex Barker und Pierre Brice sitzen, besitzt der Ritt im fernen Amerika etwas Mythisches. Die Winnetou-Filme mit ihrem märchenhaften Westernstil und ihren eigentlichen Drehorten im nur zwei Flugstunden von Deutschland entfernten jugoslawischen Karst, haben den Sprung nach Amerika geschafft. Wovon man träumte, was aber nicht für möglich gehalten wurde.
Damit machen es die deutschen Filmemacher ihrem italienischem Kollegen Sergio Leone nach, für den der Dreh von Spiel mir das Lied vom Tod (1968) im Monument Valley (Utah/U.S.A.) auch die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches ist. Obwohl Karl Mays Westerngeschichten aufgrund ihrer deutschen Herkunft und mit ihrem verklärten Indianerblick sowie vielen deutschstämmigen Helden eher etwas für den heimischen Markt sind, waren die filmischen Auftritte von Old Shatterhand, Winnetou, Old Surehand und sogar Old Firehand von Beginn an im Mutterland des Westerns begutachtet worden. Dank eines internationalen Ensembles und auch ihrer professionellen Machart sorgten vor allem Horst Wendlandts Western durchaus für Aufsehen bei Kennern des Genres.
Hollywoods Western steht Anfang der 1960er Jahre vor einem Wandel. Nicht zuletzt durch den Siegeszug des Fernsehens mit seinen vielen Westernserien überdenkt die US-amerikanische Filmindustrie das Genre neu. Der klassische, gradlinige Western bleibt auf der Mattscheibe beliebt. Im Kino wird er von Produktionen mit psychologischen Anklängen und harten Bandagen abgelöst. In dieser Zeit begeben sich deutsche Filmemacher mit ihren Winnetou-Filmen auf die Spuren des klassischen Westerns und machen Filme mit überdimensionalen, klassischen Westernhelden, die man zu der Zeit sonst (fast) nur noch in Filmen mit der Westerninstitution John Wayne sieht. Der US-Amerikaner Lex Barker avanciert zum blonden, bärenstarken Old Shatterhand und der Franzose Pierre Brice wird zum edlen, friedvollen Apachenhäuptling Winnetou. Der Erfolg in Deutschland und Europa ist riesengroß. So groß, dass sich auch Hollywood näher für diese Filme interessiert. Schon immer hat man sich dort weltweit über neue Trends im Business informiert.
Branchenblätter wie Variety oder The Hollywood Reporter berichten von Anfang an über die deutsche Westernwelle ab 1962. Hinzu kommen Eindrücke von Hollywood-Personal, das in Europa arbeitet oder dort zu Besuch ist, und von den neuen Projekten in die Heimat berichtet. Forrest Tucker beispielsweise, ein bewährter Recke im US-Western (an der Seite Lex Barkers sah man ihn in "Lederstrumpf: Der Wildtöter", 1957), schickt am 13. Mai 1962 eine Postkarte aus Rom nach Hollywood und schreibt von einem zufälligen Treffen mit Lex Barker und Guy Madison in der "ewigen Stadt". Lex hat gerade für den Part des Old Shatterhand im deutschen Film unterschrieben. Das ein und andere Wort über den anstehenden Western der Krauts fällt bei diesem Treffen.
Näheres über das Westernspiel der Deutschen erfährt der interessierte Leser bereits kurze Zeit nach der deutschen Premiere (12. Dezember 1962) von dem Erstlingsfilm "Der Schatz im Silbersee". Variety vermeldet am 23. Januar 1963 (am 8. Januar hat den Film der Deutschland-Korrespondent des Magazins mit der Abkürzung Hans in Berlin gesehen):
U. a. heißt es in seinem Kommentar: "[...] "The Treasure Of Silver Lake" verdient aus drei Gründen Beachtung. Es ist der erste größere deutsche CinemaScope-Western. Es ist der teuerste (rund 875.000 US-Dollar) Film einer deutschen Produktion im Jahr 1962. Es ist, innerhalb seines speziellen Bereiches, ein bemerkenswert gut gemachter Film. Das beinhaltet die Zutaten für einen groß finanziellen Erfolg, innerhalb und außerhalb seines heimatlichen Gebietes. Es gibt eine starke Nachfrage nach solchen großformatigen Filmen mit Außenaufnahmen und dieser eignet sich besonders für Kunden zwischen 12 und 25. Zugestandenermaßen, Silbersee erreicht nicht die ganze Qualität von Hollywoods Top-Western, dennoch kann er mit der Masse der hiesigen, durchschnittlichen Epen mit Außenaufnahmen konkurrieren. In Wirklichkeit ist er besser als die meisten von ihnen. Außerdem kopiert er nicht das Hollywood-Format. Es gibt die üblichen Faustschläge und Schießereien, aber es hat einen mehr beschaulichen (europäischen) Touch. Wie die großen U.S. Western profitiert dieses deutsch-jugoslawische Unternehmen von den großartigen Außenaufnahmen. Die malerische Karstlandschaft von Titos Land, wo der Film gedreht wurde, ist kaum weniger eindrucksvoll als die Arkansasregion, wo die Action spielt. Die Filmerei in Eastmancolor steigert diese Produktion. Der kompetente Soundtrack vergrößert die Stimmung. Und es gibt die üblichen liebenswerten und boshaften Westerncharakter [...] Barker, einst ein amerikanischer Tarzan, ist körperlich und vorbildlich besetzt in der Rolle von Old Shatterhand. Er ist stets nett und sympathisch, und die Deutschen reißen sich um ihn. Barker ist einer unserer wenigen Schauspieler, die es in den deutschen Film geschafft haben. Das ist sein vierter deutscher Film. Und mehr werden folgen [...] Es gibt gute Gründe zu glauben, dass Silbersee einer von Deutschland größten Kassenerfolgen nach dem Krieg wird."
Den Amerikanern bleibt der weitere Erfolg der deutschen Western nicht verborgen. Bis der erste Winnetou-Film dann tatsächlich auf US-amerikanischen Kinoleinwänden startet, vergehen aber noch mehr als zwei Jahre. Das Studio Columbia Pictures macht schließlich das Rennen und sichert sich die Verleihrechte für die U.S.A.. Das zu den sogenannten "Majors" gehörende Studio, 1919 von den Cohn-Brüdern Jack und Harry und Joe Brandt gegründet, hat in den Jahren zuvor schon ausländische Märkte auf der Suche nach geeigneten Verleihfilmen beobachtet. Einige britische Filme sowie italienische Monumentalfilme sind auf diesem Weg bereits in US-Kinos gelangt.
Nachdem Columbia Pictures leichtfertigerweise den US-Verleih der James-Bond-Filme trotz vorheriger Zusammenarbeit mit Produzent Broccoli verschlafen hat (und auch Sergio Leones Italo-Western nicht bekommt), kommt der Deal mit Rialto-Produzent Horst Wendlandt und den Western made in Germany zustande. Variety vermeldet es am 1. September 1965: "Columbia hat jetzt insgesamt fünf deutsche Western für künftigen U.S. Verleih im Angebot. Der jüngste Erwerb ist Winnetou und der Ölprinz, derzeit in Produktion. Die ersten deutschen 'Pferdeopern', die hier von Columbia uraufgeführt werden, sind "The Treasure Of Silver Lake" (Der Schatz im Silbersee) und "Apache Gold" (Winnetou I). Diese werden als selbständige, untere Hälfte eines Double Feature laufen. Ebenfalls gezeigt werden Winnetou II, umgetitelt in "Last Of The Renegades", und Among the Vultures (Unter Geiern) (der übersetzte deutsche Titel), der als Frontier Hellcat läuft."
Die Karl-May-Filme werden als B-Western vermarktet. Sie laufen jeweils neben einem anderen Film ihrer Kategorie als zweiter Beitrag eines Doppelprogramms. Um das Interesse an "deutschen Indianerwestern" zu erhöhen, werden die ersten beiden Filme der Hollywood-Presse in speziellen Präsentationen am 24. und 26. August 1965 in den Columbia Studios vorgestellt. Das Pressematerial zu den Filmen kann sich durchaus sehen lassen. Markante Schlagzeilen werden entworfen: "Wo der Schatz nach einer brutalen Schlacht blutrot wird!" ("Der Schatz im Silbersee") oder "Ein Abenteuer, so groß und gewaltsam wie das wilde Land, das es hervorbringt!" ("Winnetou 1").
Natürlich konzentriert sich die Werbung auf den heimischen Schauspieler Lex Barker, der den Leuten immer noch als Tarzan ein Begriff ist. Sein neuer Filmcharakter wird im Presseheft von Der Schatz im Silbersee vorgestellt: "Old Shatterhand ist ein Abenteurer der Grenze, tatkräftig mit großen Heldentaten in der schönsten Tradition des Westens. Die Rolle hat viel von dem Vorbild, für das Barker auf der Leinwand berühmt wurde, und steht ein bisschen im Einklang mit seinem Privatleben." (!)
Neben Barker finden auch noch Mario Adorf, der im Vorjahr in Sam Peckinpahs Western Sierra Chariba zu sehen war ("[...]er sieht spanisch-mexikanisch aus. Und ihm nimmt man vollkommen die Bösewichte ab, was ein Grund dafür ist, dass er Hauptrollen spielt [...]"), und natürlich der international renommierte Herbert Lom ("[...] hat viele Sachen in seiner Filmkarriere gespielt; die meisten seiner Charakteristiken waren die von 'Schurken' [...]") gewisse Beachtung. Die Werbung für Winnetou Pierre Brice hält sich dagegen in Grenzen.
Presseschau: "The Treasure Of Silver Lake" (Der Schatz im Silbersee)
Variety, 26. August 1965: "Europäische Produzenten bekommen nun die Gelegenheit, Western auf dem amerikanischen Markt zu vertreiben. "The Treasure Of Silver Lake" bringt reichlich Schießereien, einen Postkutschenmord, die Suche nach einem verborgenen Schatz und Indianer auf dem Kriegspfad, aber manchmal ist das ein bisschen zu edel. Die meisten der Hauptpersonen sprechen so, als ob sie gerade ihren Masterabschluss bestanden hätten. Weiter sind die Indianerstämme ein wenig zu weit in ihren Jagdgebieten verstreut, was hierzulande vielleicht dem jungen Publikum auffällt. Alles in allem, wie auch immer, ist der Film gut in CinemaScope und EastmanColor gefilmt, und ist ein ordentlicher Anfang auf dem Westernmarkt. Lex Barker, der einzige Amerikaner in der Besetzung, spielt die Hauptrolle, während der britische Schauspieler Herbert Lom den Bösewicht porträtiert. Das Drehbuch von H. G. Peterson basiert auf einem Roman von Karl May, und einige ungewöhnlich spektakuläre landschaftliche Drehorte, erfrischend für amerikanische Kinogänger, verleihen einen interessanten Hintergrund, über den jeder Hollywood-Produzent sehr stolz sein würde.
Harald Reinls Regie, teilnahmslos bei einigen Ereignissen, ist gewöhnlich schnell, und die Musik von Martin Böttcher, die grundsätzlich atmosphärisch passend ist, ist eher für eine Romanze als für die Jagd der Guten und Bösen nach dem Schatz geeignet. Die Handlung, zeitweise mit rauhen Seiten, ist für Unterhaltungszwecke hinlänglich redlich, besonders da es gelungene Szenen wie einen Messerkampf zwischen Barker, der einen Präriejäger mit Gewehr spielt, und einem Indianerhäuptling gibt, die sich an einem Pfahl bekämpfen sowie verschiedene Indianerangriffe.
Barker liefert eine abgerundete Darstellung ab, die für jeden amerikanischen Western geeignet wäre, und Lom stellt seinen Bösewicht gewohnt glaubhaft dar. Pierre Brice ist farbenprächtig als Barkers Apachengefährte, Gots (!) George ein muffiger Held, durch seinen Dialog behindert, und Karin Dor gibt seine liebliche Freundin. Das Gewicht der Nebendarsteller ist ausgeglichen und okay, aber einige der Indianer sind kaum authentisch. Bei den technischen Verdiensten ist in erster Linie Ernst W. Kalinkes geschickte Farbkamera-Arbeit zu nennen."
Hollywood Reporter (James Power), 26. August 1965: " [...] Die neue Regel scheint zu sein: Ein Fels ist ein Fels, ein Bach ein Bach — gedreht in Dubrovnik. Der Columbia-Verleih der Rialto-Preben Philipsen-Jadran-Produktion wird keine Kinokassenrekorde brechen, aber er wird sich gut auf den Märkten als Western-Action behaupten. The Treasure of Silver Lake stammt aus einem Buch von Karl May, einem deutschen Schriftsteller, der einen riesigen Erfolg im deutschsprachigen Europa mit seinen Geschichten vom amerikanischen Western erzielte, den er selbst nie sah. Er war eine Kombination von Zane Grey — Edgar Rice Burroughs in Mitteleuropa. Silver Lake ist oft naiv in der Behandlung des Wilden Westens, hat aber einen beträchtlichen Charme. Lex Barker spielt den Helden, einen Scout, der Old Shatterhand genannt wird. Sein Verbündeter ist Winnetou, ein junger Häuptling der Apachen. Sie wollen einen Indianerschatz beschützen (May vermengt das hier mit den Azteken), nach dem auch böse, weiße Männer unter Führung von Herbert Lom gierig sind. Es gibt eine Menge Action, einschließlich eines Indianerangriffes auf einen Wagenzug und eines weiteren auf eine Befestigungsanlage, und es scheint, dass die Produzenten von Silver Lake Zugang zu fast unbeschränkt vielen jugoslawischen Rothäuten haben, so dass sie einige große Szenen machen können. Viele, wenn nicht alle der Schauspieler sind synchronisiert, einschließlich der Englischsprechenden, so dass der Film künstlich wirkt. Die Übersetzung ist aber besser als die meisten ihrer Art. Barker ist glaubwürdig als Hauptperson, und Lom ist überzeugend bedrohlich [...]. Die Berge im Hintergrund sind angemessener, sorgfältiger Ersatz für den amerikanischen Westen, mit einem Kaktus hier und da. Eingefleischte Fans neuer Filme opfern im schlimmsten Fall 80 Minuten für diese Studie des amerikanischen Westens, wie er durch das Teleobjektiv eines deutschen Autoren und später von europäischen Filmemachern gesehen wird."
The Film Daily (Mandel Herstman), 27. August 1965: "[...] Die Geschichte kommt an ihren interessantesten Punkt, als sie sich mit der Gier nach dem versteckten Goldschatz befasst. Die Action, Schießereien und erzeugte Spannung werden den Durchschnittsfan erfreuen. Der aufmerksame Beobachter wird verbreitete Klischees finden [...]".
Boxoffice, 13. September 1965: "[...] (Der) amerikanische Star Lex Barker spielt Old Shatterhand, einen heroischen Gutmenschen, der Bösewichter mit seinem Zaubergewehr jagt, das mit silbernen Kugeln schießt [...] Die Aufführungen sind allgemein gut, die englischsprachige Synchronisation ausreichend und Regisseur Harald Reinl hält die Handlung in Bewegung wie in einem schnellen Clip. Produktionswerte, abgesehen von gelegentlich unterschiedlicher europäischer Szenerie, sind exzellent und das Farbverfahren ist ungewöhnlich gut."
Motion Picture Herald (Sy Oshinsky), 15. September 1965: "Für diejenigen, die noch immer einen Western mit einem makellosen Helden, unbekehrbaren Banditen, tapferen Indianerkriegern und einer schönen Frau in Gefahr bevorzugen, ist Treasure of Silver Lake zu empfehlen. Ohne psychologische Nuancen und andere Feinheiten, die über die Jahre dazugekommen sind, um einen Western 'erwachsener' zu machen, zeigt dieser Film einen harten Westen, mit Kugeln und Pfeilen, die dauernd in alle Richtungen fliegen. Dass der Film in Europa mit zum großen Teil ausländischen Schauspielern gemacht wurde, erklärt, warum er die vielen Veränderungen ignoriert, die der Western über die Jahre durchmachte... Insgesamt kann gesagt werden, dass Kinder eine schöne Zeit mit diesem Western im alten Stile haben werden, und andere Zuschauer haben etwas, wovon sie in Erinnerungen schwelgen können [...]".
Presseschau: "Apache Gold" (Winnetou I)
Variety, 12. Dezember 1963: "Zunächst einmal ist Karl Mays Winnetou irgendwie amüsant. Als 'der große Häuptling der Apachen' wurde er eine unsterbliche Figur für Millionen von Deutschen, die Karl Mays Abenteuerliteratur lasen. Aber in dem Land, wo er 'lebte', in den guten alten Vereinigten Staaten, ist Winnetou unbekannt [...] Ziemlich interessant ist natürlich die Tatsache, dass deutsche Filmproduzenten 'Westerngedanken' bekommen haben und das sie fähig sind, eine Westernkost herauszubringen, die sowohl spannend ist als auch durchgehend Spaß bietet. Das trifft auf Winnetou zu [...] er ist fast in jeder Hinsicht besser als Silver Lake. Was vor einigen Jahren unglaublich schien, wurde Realität: Die Deutschen können Western machen, die mit der Masse von Hollywoods Durchschnittswestern konkurrieren können. Horst Wendland, der die ganze Produktion überwachte, war gut beraten, den Film nicht strikt nach Hollywood-Muster zu stricken. Der Macher von Rialto sorgt dafür, dass Winnetou einen wesentlichen europäischen Touch bekam und 'ein romantisch deutsches Flair'. Das, so seltsam es klingt, macht Winnetou irgendwie speziell. Es ist ein erfrischender Film. Das ist ein Film für die ganze Familie. Die herkömmlichen Formen von Sex, Sadismus und Brutalität fehlen bewusst in dieser Produktion [...] Mehr oder weniger jeder kommt mit einer erfrischenden Darstellung daher: Lex Barker, der zur Zeit bekannteste Amerikaner im deutschen Film, fühlt sich in seiner Shatterhand-Rolle richtig wohl. Er ist groß, blond, heroisch, sehr männlich und sympathisch. Ohne Zweifel wird ihm dieser Film sogar noch mehr Freunde in Deutschland bringen. Pierre Brice, ein französischer Schauspieler, spielt Winnetou in eindrucksvoller Weise. Brice, ein spezieller Liebling der teutonisch-sauberen Indianerreihe, sollte damit die Leiter der Popularität aufsteigen [...] Die Frage ist: wird Winnetou außerhalb Deutschlands genauso erfolgreich sein? Ich glaube, das wird er."
Variety, 31. August 1965: "[...] Regisseur Harald Reinl hält die Action auf halsbrecherischem Tempo, und die Schießerei-Szenen sollten Action-Verehrer zufrieden stellen. Mit dem US-Kerl Lex Barker in der Hauptrolle und Europäern in den restlichen Rollen der Besetzung hat der Film einen eingebauten Anreiz für viele Märkte. Einige Fehler in der Zeit und den Orten des Geschehens — Apachen benutzen Birkenkanus und leben an einem idyllischen Wasserfall — doch diese Fehler sind nicht schlimmer als in guten alten B-Produkten [...] Die jugoslawische Landschaft, in der der Film gedreht wurde, ist gut ausgewählt, trotz des Wasserfalles. Art Director Vladimir Tadej hat authentische Sets gebaut, was auf sorgfältiges Studium von alten Fotos der Eisenbahnbauzeit hinweist."
The Hollywood Reporter (James Powers), 31. August 1965: "[...] Apache Gold ist ein guter Western für Fans dieser Art Filme [...] Lex Barker sieht man als Mays Held, Old Shatterhand, und in Apache Gold erhält er seine Einführung in den Westen, wie auch die Charaktere, die Mays Arbeit entsprungen sind [...] Es gibt einige gute Action-Filmerei. Besonders effektiv ist die Kameraarbeit in den großen Kampfszenen. Kamerafahrten, die auch erfahrenen amerikanischen Kameramännern zur Ehre gereichen würden [...]".
The Film Daily (Mandel Herbstman), 9. September 1965: "[...] Die Zutaten sind die üblichen. Die Action ist gut, der Plot simpel. Landschaftliche Außenszenen, gefilmt in Eastman Color von Pathe, sind recht eindrucksvoll. Fans sollten dem Film ihre Gunst erweisen [...] In der Rolle des guten Kerls ist der lebhafte, schmucke Lex Barker [...]".
Boxoffice, 13. September 1965: "Diese deutsche Variante einer amerikanischen Pferdeoper hat phänomenale Popularität in Europa erfahren, wo sie als Winnetou bekannt ist. Erfolg kann hier sicherlich mit Familienpublikum und Actionfans in allen Altersschichten wiederholt werden, denn die atemberaubend schöne Eastman-Color- und CinemaScope-Produktion ist ungewöhnlich verschwenderisch und die kurzweilige Geschichte ist reich an publikumswirksamen Elementen wie Action, Abenteuer und Romantik. Ebenfalls sind die Darstellungen von Star Lex Barker, einem früheren Tarzan, und den europäischen Nebendarstellern rundum ausgezeichnet, mit einer Synchronisation, die so gut ist, dass nur wenige Betrachter sich der ausländischen Herkunft des Filmes bewusst werden [...]".
Motion Picture Herald (Sy Oshinsky), 15. September 1965: "Western-Fans werden die Rauheit der Charaktere und den von Farbkameras eingefangenen Hintergrund in Apache Gold mögen. Obwohl von europäischen Filmemachern produziert, und in Jugoslawien gefilmt, behandelt Apache Gold den Geist des alten Westen richtig eindrucksvoll [...]".
Nach den beiden Winnetou-Filmen mit Old Shatterhand Lex Barker, bringt Columbia Pictures im folgenden Jahr auch Old Surehand Stewart Granger ins US-Kino. Mit dem früheren Hollywood-Star (König Salomons Diamanten, Scaramouche) an der Spitze lassen sich die Filme Frontier Hellcat (Unter Geiern) und Rampage at Apache Wells (Der Ölprinz) bestens vermarkten. US-amerikanische Kritiken zu diesen Filmen, wie auch zum Old-Firehand-Film mit Rod Cameron, sind auf den Internetseiten (von Marlies Bugmann) zu finden: http://australianfriendsofkarlmay.yolasite.com/.
Nächster Old-Shatterhand-Film mit Lex Barker in dessen Heimat ist Last of the Renegades (Winnetou II), der im September 1966 Premiere in den Staaten hat. Der Film wird als großer Indianerwestern beworben, wodurch Winnetou ein bisschen mehr Platz in der Werbung bekommt: "Jetzt sind alle Stämme versammelt: Apaches Crows Cheyennes Poncas Mandans Sioux Navajos Osages Pawnees Chippewas Shoshones Assiniboins Dakotas ... und an der Spitze von allen Winnetou, Häuptling der Häuptlinge, Krieger der Krieger!" Aus dem friedliebenden Winnetou wird ein berüchtigter Krieger gemacht.
Auch wenn Columbia Pictures zu diesem Film und zum Abschluss der Winnetou-Triologie (Werbeslogan: "Ein Pfad mit tausend Gefahren!") nochmals ordentliches Pressematerial auf den Markt bringt, lässt das Presseecho (und auch das Interesse des Publikums) an diesen Filmen deutlich nach. Der neue Trend gilt dem harten Italo-Western. Nichtsdestotrotz bieten die Kritiken der Variety zu den Old-Shatterhand-Filmen mit Lex Barker interessante Einblicke.
Winnetous Tod in "The Desperado Trail" (Winnetou III) läuft 1967 in den U.S.A. Und auch Artur Brauners Old Shatterhand, der dort von Goldstone Film Enterprises als Shatterhand vertrieben wird, lässt sich schon mit Aufführungen im Oktober 1967 in Los Angeles feststellen. Chef der Verleihfirma ist übrigens der junge Brite John Goldstone, der später mit der Produktion von Monty-Python-Filme Berühmtheit erlangt.
Der (vorläufige) Abschluss der Winnetou-Aufführungen in US-Kinos sind Thunder at the Border (Winnetou und sein Freund Old Firehand), der von Columbia Pictures sogar weltweit verliehen wird, mit Hollywood-Westernveteran Rod Cameron als Old Firehand (US-Start: November 1967), sowie Flaming Frontier (Old Surehand I), wieder mit Old Surehand Stewart Granger und Start im Februar 1968. Nach dem Auslaufen des Filmdeals mit Columbia Pictures, wird dieser Rialto-Film von Warner Bros. vertrieben.
Damit ist die Geschichte der Winnetou-Filme im US-Kino fast erzählt. Aber noch einmal finden Winnetou und Old Shatterhand den Weg dahin. Anfang 1973 gründen zwei Filmenthusiasten, Robert Saxton und Roy Molina, eine neue Gesellschaft namens Hampton International (die bis ca. 1975 existieren wird). Sie spezialisieren sich auf den Verleih von europäischen Genrefilmen. Kommissar-X- und Edgar-Wallace-Filme zählen zu ihrem Programm, dazu gesellt sich "The Half-Breed" (Winnetou und das Halbblut Apanatschi). Über einige Monate lassen sich Aufführungsdaten nachweisen. Das Pressematerial wirbt: "Action! Die Apachen sind die Guten!"
Weitere Karl-May-Filmeinsätze mit Lex Barker auf US-amerikanischen Leinwänden sind (bislang) nicht auszumachen. Der Abschluss der Winnetou-Serie, "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten", mit den kurzen Szenen am Grand Canyon hat es — wahrscheinlich — nicht mehr ins US-Kino geschafft. Dafür finden sich Spuren eines anderen Filmes im Fernsehprogramm. Treasure of Aztecs (Der Schatz der Azteken) ist in einer Programmzeitschrift aus dem Jahr 1971 gelistet. Verschiedene Rialto-Produktionen kommen immer mal wieder zur Ausstrahlung. In jüngerer Zeit haben sie es sogar bis in das Programm des renommierten Klassikerkanals TCM (Turner Classic Movies) geschafft, inklusive Besprechung vom landesweit bekannten Filmexperten Robert Osborne.
Nachfolgend sind Auszüge aus Kritiken der Filme ab Winnetou II gelistet. Eine weitere Karl-May-Filmkritik widmet sich dem Orientabenteuer Der Schut.
Lex Barker als Westmann Old Shatterhand in den deutschen Karl-May-Filmen wurde durchaus im Mutterland des Westerns anerkannt. Unterm Strich sind die Filme als Unterhaltungsware verstanden worden, die frischen Wind in den Western gebracht hat. Ein Indianer "auf Augenhöhe" zu einem Weißen ist ein erfreuliches Element, das Hollywood (von einigen Ausnahmen abgesehen) erst sehr viel später entdeckte. Shatterhand Lex Barker passt durchaus in die Reihe namhafter Westerner auf dem Niveau von Kollegen wie Audie Murphy, Hugh O’Brian, Guy Madison oder Ronald Reagan. Für die deutschen Westernherzen steht er sogar weitaus höher im Kurs.
"Ein deutscher Western? Das wird nichts!" meinte Lex Barker, als er erstmals mit der Rolle des Karl-May-Helden konfrontiert wurde. Seine Skepsis erfuhr schon durch den überwältigenden Erfolg in Deutschland und Europa eine positive Wendung. Dass die Filme jedoch auch den Weg in die Heimat des US-Westerns fanden, ist auch Barkers Verdienst und es gebührt ihm Ehre dafür!
Presseschau: "Last Of The Renegades" (Winnetou II)
Variety, 11. April 1964: "Horst Wendlandt hat es wieder getan: Ein weiterer großformatiger Teutonen-Western, produziert in Jugoslawien mit einer internationalen Besetzung, die von Lex Barker, Pierre Brice und (neu im deutschen Film) Anthony Steel angeführt wird [...] Wie es oft mit Filmen passiert, die in Serie gemacht werden, ist dieser nicht so frisch wie seine Vorgänger. Auch sind die Charaktere, Situationen und Verwicklungen ein bisschen zu familiär geraten, ein Nachteil für den der Autor, Harald G. Petersson, die Verantwortung trägt. Dennoch hat auch "Winnetou 2" seine Vorteile [...]".
Presseschau: "The Desperado Trail" (Winnetou III)
Variety, 19. Januar 1966: "Winnetou, Teil 3 macht ein Ende mit Winnetou. Der noble, sanftmütige Häuptling der Apachen wird in der 83. Minute dieser Rialto-Produktion erschossen. Der Rest des Filmes ist eine Schnulze für die vielen Winnetou-Fans. Und noch nie hat man Old Shatterhand alias Lex Barker, Winnetous langjährigen Freund, so ernst auf der Leinwand gesehen. Es gibt wenig Zweifel, dass dieser deutsch-jugoslawische Karl-May-Western eine Menge Geld überall im Land einspielen wird. Auch wird dieser Film in viele ausländische Märkte kommen. Horst Wendlandt, der Initiator und Hauptverantwortliche der deutschen Pferdeopern, konnte sich noch nie über die Auslandsverkäufe beschweren. Der dritte und letzte Teil der Winnetou-Filme präsentiert mehr Kämpfe, Gewalt und Blut als die vorherigen Rialto-Produktionen. Ein klarer Beweis dafür, dass die Schöpfer dieser Serie viel praktische Erfahrung mit Faustschlägen, Saloonschlägereien und Schießereien gewonnen haben [...] Der Franzose Pierre Brice spielt Winnetou in der Art und Weise, die ihn zu einem Kinoidol für viele Millionen Jugendliche machte. Das gleiche gilt für den Amerikaner Lex Barker, der ,entzückend’ tatkräftig mit festem Blick seine mannigfaltigen Gegner behandelt [...] Regisseur Harald Reinl hat eine wirkungsvolle Mixtur von Brutalität, Humor und Gefühl gefunden, die einem großen Teil der nicht so anspruchsvollen, kontinentalen Filmbesucher gefällt. Er trägt dafür Sorge, dass die ganze Sache größtenteils auf der romantischen Seite verbleibt [...]".
Presseschau: "Apaches Last Battle" (Old Shatterhand)
Variety, 22. Januar 1964: "Um das einmal festzuhalten: das ist Artur Brauners erster großformatiger Western [...] Hergestellt von Brauner, ist das ein wahrhaft internationales Vehikel. Angeführt von den Amerikanern Lex Barker und Guy Madison, dem Franzosen Pierre Brice und der israelischen Schönheit Daliah Lavi, ist die Besetzung eine Zusammensetzung von amerikanischen, französischen, italienischen, jugoslawischen und deutschen Schauspielern. Eine ähnliche Vielfalt an Nationalitäten gilt für den Stab dieses Unternehmens. Und ein Amerikaner, Hugo Fregonese, führt Regie. Obwohl man viele Fehler bei Old Shatterhand finden kann, kann nicht verleugnet werden, das dieser 'deutsche Western' viel Geld in diesem Land einspielen wird. Und unter Berücksichtigung, dass diese Art Film überall seine Anhänger finden wird, dürfte er anderswo auch gut laufen, umso mehr als Regisseur Hugo Fregonese ihm diesen typischen amerikanischen Action-Touch gegeben hat. Man ist sicher versucht, einen Vergleich zwischen Old Shatterhand und seinen einheimischen Vorgängern, Treasure of Silver Lake und Winnetou, Part I, zwei Rialto-Produktionen, die riesige Erfolge in Deutschland wurden, vorzunehmen. Und es gibt wirklich einen Unterschied. Brauners Pferdeoper konzentriert sich mehr auf Gewalt und hat auch Sex in der Form von Daliah Lavi anzubieten. Auch gibt es eine versuchte Vergewaltigung in diesem Film [...] Hugo Fregoneses Regie der Kampfszenen offenbart viel Know-how. Lex Barker ist wieder der harte, aber freundliche Held Old Shatterhand, während Pierre Brice den ansehnlichen Apachenhäuptling gibt. Guy Madison portraitiert Captain Bradley, einen der Hauptbösewichter. Es ist sein deutsches Filmdebüt [...] Zum ersten Male wird das 70mm Superpanoramaformat in einem Karl-May-Film verwendet. Es gibt eindrucksvolle Aufnahmen der jugoslawischen Landschaft, die den 'amerikanischen Hintergrund' für diesen europäischen Western liefert."
Presseschau: "The Shoot / Yellow Devil" (Der Schut)
Variety, 4. November 1964: "Eine weitere großformatige deutsch-jugoslawische Karl-May-Verfilmung, wieder mit Lex Barker als deutscher Held, diesmal mit einem orientalischen Hintergrund. Es kann nicht bestritten werden, das Hollywood diese Abenteuersachen viel besser macht. Trotzdem gibt es keine Zweifel, dass auch dieser Film eine Menge Geld in seiner Heimat einspielen wird. Karl May, hier noch immer sehr beliebt, ist eine sichere Garantie dafür. Robert Siodmak, der Deutsch-Amerikaner, der vor einigen Jahren aus Hollywood zurückkehrte, inszenierte Der Schut mit einem Augenzwinkern. Klugerweise wird die Abenteuergeschichte nicht zu ernst genommen. Und es gibt eine kräftige Portion Humor zur Unterstützung, um die Spannung auszugleichen. Vor zwölf Jahren drehte Siodmak Der rote Korsar, einen Abenteuerstoff, der Spannung und Humor vereinte. Dieser enthält die gleichen Bestandteile, aber das Ergebnis ist nicht gleichwertig. Richtig schwach in diesem Film ist ein eher oberflächliches Drehbuch. Obwohl die erfahrene Hand des Regisseurs in vielen Sequenzen augenscheinlich ist, gibt es nur wenig Ideenreichtum [...] Die wunderschönen jugoslawischen Rocky Mountains liefern den Hintergrund für diesen Abenteuerfilm, sicherlich ein Pluspunkt. Martin Böttcher schrieb den stellenweise klangreichen Score, ein weiteres Plus."
Für die Unterstützung bei den Recherchen bedanken wir uns bei Kristine Kreuger (Margaret Herrick Library, Academy of Motion Picture Arts and Sciences, Los Angeles) und Prof. Edward Comstock (Cinema Library, University of Southern California, Los Angeles).
Quellenverzeichnis: